Die alte Klus in Frotheim

Beiträge aus der Festschrift zum 175. Jubiläum der Frotheimer Klus
(Mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers)
1818-1993: 175 Jahre Frotheimer Klus

„Unsere Klus“, so nennen die Frotheimer ihr Geburtstagskind, das am 9. August 1818 von dem Gehlenbecker Prediger Pastor Habbe eingeweiht wurde. Sie ist zu ihrem 175. Geburtstag in ihrem Urzustand erhalten und erinnert an das kulturelle, kirchliche und dörfliche Leben in Frotheim. Sie ist aus dem Dorfbild als Wahrzeichen der Ortschaft nicht wegzudenken.

Der Beschluss, in Frotheim eine Kapelle zu bauen, ist kein spontaner Entschluss aus dem Jahre 1818. Bereits um die Jahrhundertwende bemühten sich die Frotheimer um einen sakralen Bau. Schon war das Holz dazu geschlagen und bearbeitet, doch die Kriegswirren zu Beginn des 19. Jahrhunderts verzögerten das Vorhaben. Nun endlich sollte der Plan Wirklichkeit werden.

Die Frotheimer Schulchronik berichtet dazu:

„Im Jahre 1818 erneuerte sich bei vielen Frotheimern der früher gehegte Wunsch, für sich und ihre Nachkommen ein zu gottesdienstlichen Zwecken errichtetes Haus zu haben. Um allgemein den Sinn für dieses Gute zu erwecken und die Gefühle inniger Zuneigung hierfür gleichfalls zu stärken, wurde bei ihren Zusammenkünften von dem Nutzen eines solchen Gebäudes und dem großen Nachteil, den sie bekanntlich bisher in Ermangelung desselben erfahren, vielseitig ein Gespräch eingeleitet. Obgleich zu diesem Bau mehrere disponible Mittel vorhanden waren, die schon zur Deckung der Baumaterialien anzuwenden gewesen, so wurde doch zuvörderst von Haus zu Haus gegangen und eine nicht geringe Summe freiwilliger Gaben nicht nur von Seiten der Frotheimer, sondern selbst auch von Ausheimischen aus religiösen Absichten zusammengebracht. Nur die 8 Steller Bauern (gemeint sind die acht Stellerieger Bauern), der Altarmann Schofeld ausgenommen, versagten sowohl ihre Teilnahme als ihre Beiträge zu demselben unter dem ausdrücklichen Vorbehalt, da bei der Schule und nicht im Dorfe der rechte Kapellenplatz sei und im ersten Falle sie sich keineswegs hiervon ausschließen würden. Ungeachtet ihrer Widersprüche wurde mit dem Kapellenbau begonnen und in diesem Jahr mit 1200 Reichstalern Baukosten nach dem von ihnen entworfenen Plan willkürlich zustande gebracht.“

Weiter schreibt der Chronist Lehrer Detering:

„Was nunmehr noch erforderlich war, den Gemeindegesang zu verbessern, das Herz des Sängers zur höchsten Andacht zu stimmen und die Wirkung der Melodie zu verstärken, suchte ich durch meine Bemühungen der Kapelle dadurch zu verschaffen, daß ich den Frotheimern eine vom Gut Hüffe für 80 Reichstaler gekaufte Orgel für 70 Reichstaler zur Aufstellung in der Kapelle überließ. Die dafür erlassenen 10 Reichstaler sind zum Besten der Kapelle unter dem Verzeichnis als wohltätiger Geber aufgeführt. Am 9. August 1818 war das von Herrn Pastor Habbe angeordnete Fest der Einweihung. Von einer im Schulhaus sich versammelten zahlreichen Gesellschaft von Menschen wurde der Prediger unter den größten Liebeserweisungen empfangen und von der Schule bis zur Kapelle von dem Lehrer und seinen Schülern mit einem zweistimmigen Gesang begleitet.“

Soweit die Schulchronik von Frotheim.

Im Jahre 1818 herrschte in Deutschland eine große Armut. Eben auch in unserer Gemeinde. Dennoch entschloss man sich trotz der schlechten Zeiten zum Bau der Kapelle.

Ein Gedenktafel an der Nordseite nennt 87 Namen der

„edlen Stifter und wohltätigen Geber der Kapellengemeinde“,

so dass diese Kapelle mit erheblichen Eigenmitteln der Gemeindemitglieder errichtet wurde.

Für den Bau der Kapelle in dieser Zeit waren zwei Gründe maßgebend. Man hatte nach langen Verhandlungen ein Grundstück für einen eigenen „Leichenhof“ in Aussicht. Damit ersparte man sich bei Beerdigungen den weiten Weg zum Kirchhof nach Gehlenbeck. Für die Errichtung eines eigenen Leichenhofes genügte jedoch nicht nur ein Grundstück zur Beisetzung der Toten, man brauchte ebenso eine Gelegenheit, um den Trauergottesdienst, der unmittelbar nach der Beisetzung stattfand, abhalten zu können So war die Kapelle die unabdingbare Voraussetzung für die Errichtung eines „Toten- oder Leichenhofes“. Zum anderen aber wollte man den älteren Bewohnern den weiten Weg zur Kirche nach Gehlenbeck ersparen und die Kapelle auch für gottesdienstliche Zwecke nutzen. Die Frotheimer brauchten also einen Platz für die Bestattung ihrer Toten, sie brauchten daneben einen Raum für gottesdienstliche Zwecke. Darum erbaute man diese Kapelle, darum aber brachte man auch in dieser Notzeit große Opfer. Da die Kapelle jedoch nicht zu heizen war, konnte hier nur an wenigen Sonntagnachmittagen im Sommer Gottesdienst und Abendmahlsfeier abgehalten werden. Dieser Brauch bestand noch bis vor wenigen Jahrzehnten. Der Pfarrer der Kirchengemeinde Isenstedt-Frotheim war laut Beschluss des Presbyteriums verpflichtet, mehrere Male im Sommer nachmittags in der Klus einen Altengottesdienst mit Abendmahlsfeier abzuhalten. Noch zu Zeiten von Pastor Heufer war dies so.

Die Kapelle ist ganz in der Art, wie man früher die Bauernhäuser erbaute, errichtet worden. Ein schlichter Fachwerkbau mit 3-seitigem Chor und einem Glockenreiter über der Fassade. Das Innere bildet einen schlichten Saal mit flachem Holzdach. Der Boden der Kapelle ist mit Ziegelsteinen ausgelegt. In der Kapelle befindet sich noch das alte Eichengestühl aus dem Jahre 1818. Es ist zum Sitzen unbequem. Darin lag eine bestimmte Absicht. Es sollte keinem Gottesdienstbesucher zu gemütlich gemacht werden, so dass er einschlief. Der Wandanstrich war in früherer Zeit sehr schlicht gehalten. Kirchenmaler Bußmann stellte bei der Renovierung Anfang der 30er Jahre unter dem Kalkanstrich Bilder aus alter Zeit fest, die als Grundlage für die Neugestaltung dienten. An der Ostseite im dreiseitigen Chor befindet sich der Altar, darüber die Orgel und vor dem Chor an der Südseite die Kanzel. Die alte Zugglocke, auch Betglocke genannt, mahnte die Gemeindemitglieder dreimal täglich zum Gebet, und zwar morgens um 7 Uhr, mittags um 12 Uhr und abends um 18 Uhr. Die Klusglocke bestimmte somit auch weitgehend den Tagesablauf. Weiterhin rief sie die Bewohner zum Gottesdienst, kündete einen Todesfall in der Gemeinde an und begleitete die Toten auf ihrem letzten Wege. Stürmisch geläutet rief sie die Bewohner zur Hilfe auf, wenn ein Feuer im Dorf ausgebrochen war. So begleitete sie in guten und bösen Tagen das Leben der Frotbeimer. Die Glocke trug die Inschrift:

„Goß mich Heinrich Wilhelm Altenburg in Bückeburg 1790“.

Eine Eintragung im Bauerschaftsbuch belegt, dass sie auch bereits im Jahre 1790 von der Gemeinde angeschafft wurde, und zwar zum Preise von 47 Reichstalern, 4 Groschen und 4 Pfennigen. Bröker (Nr. 44) holte sie mit seinem Pferdegespann aus Bückeburg und erhielt dafür 2 Taler Fuhrlohn. Während des letzten Krieges sollte sie eingeschmolzen werden, doch kehrte sie unbeschadet nach dem Krieg an ihren alten Platz zurück.

Bis zur Errichtung der neuen Friedhofskapelle hat sie in der alten Klus ihren Dienst getan. Zuletzt versah Anton Bünemann neben dem Amt des Leichenbestatters 27 Jahre lang das Amt des Glockenläutens bis zu seinem Ausscheiden. Die alte Klusglocke fand ihre Heimstatt im Turm der neuen Frotheimer Volksschule.

Am Torsturz an der Nordseite der Kapelle befindet sich die Inschrift Psalm 26 Vers 8:

„Herr, ich habe lieb die Stätte deines Hauses und den Ort, da deine Ehre wohnet“

An der Giebelseite steht auf einem Querbalken:

„Diese Kapelle ist im Jahre 1818 gebaut. Den 28. Februar aufgerichtet. Zu Zeiten des Predigers Habbe und des Schulleiters Detering hierselbst und Altarmann Schofeld. Baumeister J.W.Quade“.

Nördlich und östlich der Klus dehnt sich der Friedhof aus, der 1842 angelegt wurde.

Erwähnt sei noch, dass bis in die 30er Jahre dieses Jahrhunderts an der Decke der alten Klus zwei Ketten mit bunten ausgeblasenen Eiern angebracht waren. Niemand weiß dies so recht zu deuten. Man nimmt an, dass diese alte Sitte mit der Osterheide, einem Ortsteil von Frotheim, in Verbindung zu bringen ist. Die Herkunft dieses Namens ist nicht genau erwiesen. Hier und da führt man die Bezeichnung darauf zurück, dass dieser Ortsteil im Osten der Gemeinde gelegen ist. Zutreffender ist vielleicht die Ansicht alter Bewohner, dass der Ortsteil mit dem Namen der Ostergöttin „Ostera“, der in heidnischer Zeit Eier dargebracht wurden, zusammenhängt. Bis vor wenigen Jahrzehnten wurde noch alljährlich im Frühjahr ein Waldgottesdienst im Ortsteil Osterheide abgehalten.

In den 60er Jahren diente die Klus zunächst behelfsmäßig als Beerdigungskapelle. Nach dem Bau der neuen Friedhofskapelle wurde sie für diesen Zweck nicht mehr gebraucht. Sie drohte mehr und mehr zu verfallen. Das Dach war undicht, die Fenster waren schadhaft. Da die Klus unverschlossen war, konnte sie von jedermann unbeaufsichtigt betreten werden. In dieser Zeit wurden auch die beiden Engel, „Putten“ genannt, die sich an den Seiten des Altars befanden, entwendet. Sie konnten nicht wieder herbeigeschafft werden.

Im Jahre 1967 hat sich der Landeskonservator von Westfalen intensiv um die Erhaltung und Wiederherstellung der Kapelle bemüht, so dass der sich schon im Gespräch befindliche Abbruch verhindert wurde. Für die notwendigen Renovierungsarbeiten (Wiederherstellung des historischen Erscheinungsbildes) war der Landeskonservator bereit, Gelder bereitzustellen. Im Jahre 1975 stellte der Bauausschuss der Stadt Espelkamp zur Renovierung der Klus und zur Erhaltung der Bausubstanz 43.200 DM zur Verfügung. Das Dach wurde erneuert, Fensterscheiben ersetzt und die Fachwerkwände, die herauszufallen drohten, instandgesetzt. Damit konnte der drohende Verfall zunächst gestoppt werden. Die Renovierung des Westgiebels, der morsch geworden war, erfolgte im Jahre 1987. Nach Abschluss der Arbeiten steht die Klus wieder im alten Glanz der Öffentlichkeit zur Verfügung. Über die weitere Verwendung der Klus ist bisher noch nicht endgültig entschieden worden, sie wurde aber in letzter Zeit einige Male für kulturelle Veranstaltungen genutzt.

Die Frotheimer lieben ihre „alte Klus“, die nunmehr unter Denkmalschutz steht. So wird sie auch in Zukunft ein Zeugnis aus vergangenen Zeiten sein. In diesem Jahr steht sie nun im Mittelpunkt mehrerer Veranstaltungen in Frotheim. Möge sie noch lange der Gemeinde erhalten bleiben.

H. Brinkmann

Blick auf den Altar der Klus

Vom Bau der Klus: Kosten, Querelen und ein gutes Ende

Ein in der Schule aufbewahrtes Notationsbuch enthält Eintragungen über die Ausgaben und Einnahmen der Bauerschaft Frotheim von 1775 bis zum Jahre 1832. Da die Errichtung der Frotheimer Fachwerkkapelle in diesen Zeitraum fällt, kann man diesem Buch interessante Einzelheiten über den Bau und die Finanzierung entnehmen.

Die Gesamtkosten beliefen sich auf 1122 Reichstaler, 4 Groschen, 4 Pfennige (1 Reichstaler = 24 Gute Groschen, 1 Groschen = 12 Pf.). Im Gegensatz zu heute überstiegen die Materialkosten bei weitem die Lohnkosten, wie die folgende Aufstellung zeigt (aufgeführt werden hier nur die größeren Beträge, gerundet auf volle Taler):

Materialkosten:
Holz416 Taler
Dachziegel47 Taler
Ziegelsteine42 Taler
Kalk25 Taler
Nägel16 Taler
Farbe 15 Taler
Sammet (für Altar mal Kanzel)6 Taler
Summe:567 Taler
Lohnkosten:Taler
Zimmererarbeiten (Zimmermeister Quade)105
Tischlerarbeiten (Tischlermeister Flachmeier)101
Glaserarbeiten (Glaser Noelke)39
Maurerarbeiten (Maurermstr.Göhring)32
Orgelbauarbeiten (Orgelbauer Nord, Minden)30
Malerarbeiten (Maler Klaus, Minden)25
Schmiedearbeiten (Schmied Hokmann)25
Sägelohn (Zuschneiden des Holzes für die Bänke 5 durch Schrage Nr. 85)5
Summe:362

Das Holz zum Kapellenbau lieferten 29 Frotheimer Landwirte. Dafür zahlte ihnen die Bauerschaft Beträge zwischen 1 und 44 Reichstalern. Rabe (Nr. 31) erhielt für einen Baum den Spitzenpreis von 32 Talern, Grauenkamp (Nr.11) bekam für einen Baum 30 Taler. Hierbei muss es sich um gewaltige Eichenbäume gehandelt haben. Auch von außerhalb wurde Holz bezogen: Distelhorst (Minden) lieferte Dielen (= Bretter) für 101 Taler, Höpker (Gehlenbeck) für 7 Taler.

Die Dachziegel kaufte man von Schofeld (Nr. 3), die Ziegelsteine vom Colon Schwein (Nr. 36), Sandkrüger (Nr.54), Willmann (Gravenstein, Gehlenbeck) und Welpott (Lübbecke). Den Kalk holte man von Lüker aus Isenstedt, die Nägel aus Lübbecke und Hille. Kaufmann Mencke in Lübbecke lieferte den überwiegenden Teil der Farbe.

Vom Gut Hüffe erwarb man für 80 Taler die Orgel, außerdem für 7 Taler 12 Groschen die Kanzel, eine Treppe (wahrscheinlich die Kanzeltreppe) und einen Hahn, der früher vermutlich den kleinen Turm der Klus schmückte.

30 Taler berechnete der Kaufmann und Gastwirt Hildebrand (Nr. 67) für „Unkosten des Kapellenbaus“. Es handelte sich dabei um „Verzehrkosten“ bei der Errichtung und Einweihung der Kapelle. Dieser Betrag wurde bei der späteren Rechnungsprüfung durch die Bauerschafts-Deputierten moniert, da er nicht genau belegt war. Der Vorsteher und Kaufmann Hildebrand wurden aufgefordert, die Belege dafür nachzureichen.

Die von auswärts kommenden Maler (Kunstmaler), Maurer und Glaser wurden von Colon Treseler (Nr. 38) beköstigt. Für die Beköstigung erhielt Treseler 8 Taler.

Interessant sind auch folgende Eintragungen im Notationsbuch, weil sie Auskunft geben über einfaches, aber umweltfreundliches Bauen:

  • „Für Kuhhaar zur Vermischung des Kalkes: 7 Groschen“
  • „Dem Mencke für Lackmoos zum Weißen: 5 Groschen“
  • „Dem Werges in Rahden für Leim und Kienruß: 2 Taler 16 Groschen“

Da man früher noch keinen Zement kannte und infolgedessen mit Kalkmörtel mauerte, versuchte man, diesem durch Beimischung von Kuhhaaren mehr Festigkeit zu verleihen. Mit dem Lackmoos ist Lackmus gemeint, ein aus Flechten gewonnener blauer Farbstoff, der dem zum Weißen benutzten Kalk eine leicht bläuliche Tönung gab. Kienruß wurde durch Verbrennen harzreichen Kiefernholzes (=Kienholz) gewonnen und diente ebenfalls als Farbstoff.

Der Bau der Kapelle erfordert natürlich viele Behördengänge und Besorgungsfahrten (mit Pferdefuhrwerken). Insgesamt ergibt sich eine Wegstrecke von über 1000 Kilometern, das entspricht der kürzesten Straßenverbindung von Flensburg bis München. Der Vorsteher Schweppe (Nr. 58) legte allein ca. 550 km wegen des Kapellenbaues zurück, u.a. war er neunzehnmal in Lübbecke, dreimal beim Landrat Busche Münch in Benkhausen und zweimal in Minden. Für den Weg nach Lübbecke erhielt er 4 Groschen, nach Minden 10 Groschen. Aber auch der Altarmann Schofeld sowie Buhrmann, Schumacher und Hellmann waren wiederholt im Auftrage der Bauerschaft für den Kapellenbau unterwegs. Zimmermeister Quade erhielt 6 Groschen für einen Weg nach Haldem,

„um die daselbst befindliche Kapelle zu betrachten“.

Er holte sich dort wohl Anregungen für den Frotheimer Kapellenbau. Insgesamt fielen für Wegekosten knapp 12 Taler an.

Aus Eintragungen über zwei Behördengänge des Vorstehers geht hervor, dass vorübergehend ein Baustopp verordnet wurde:

„Schweppe wegen dem Verbot des Kapellenbaues 1 mal nach Benkhausen“ (zum Landrat) und „derselbe 1 mal nach Lübbecke, um wegen dem Kapellenbau beim Bürgermeister eine Vorstellung an die höhere Behörde machen zu lassen“.

Aus einem späteren Schreiben des Vorstehers an die Regierung kann man schließen, dass Gegner des Kapellenbaus noch nach Baubeginn versucht hatten, das Vorhaben durch ein Bauverbot zum Scheitern zu bringen. Es handelte sich um die Stellerieger Bauern (mit Ausnahme des Altarmanns Schofeld Nr. 3), die nicht gegen die Klus an sich, aber gegen den von der Bauerschaftsmehrheit beschlossenen Standort der Klus waren. Sie vertraten die Meinung, die Kapelle gehöre in die Nachbarschaft der Schule, konnten sich aber nicht durchsetzen. In dem erwähnten Schreiben des Vorstehers heißt es:

„Von der Notwendigkeit und Zweckmäßigkeit dieses Kapellenbaus hat sich ja Eure Hochlöbliche Regierung unterm 30. April 1818 selbst überzeugt und darauf die Fortsetzung eines solchen Baues genehmigt. „

Wenn man bedenkt, da der Jahresetat der Bauerschaft Frotheim im Jahre 1817 etwa 300 Taler ausmachte, sind die Kosten für den Kapellenbau natürlich kein Pappenstiel. Um diese Unkosten zu decken, wurde zunächst einmal eine Sammlung in der Gemeinde durchgeführt. Abgesehen von einer herausragenden Einzelspende in Höhe von 22 Talern (Weeber Nr. 16) bewegen die Spenden sich zwischen 1 und 13 Talern. Auch einige Auswärtige spendeten für die Frotheimer Klus, z.B. der Prediger Habbe zu Gehlenbeck, Kaufmann Hille in Lübbecke und Willmann auf dem Gravenstein. Die sprichwörtliche „westfälische Sturheit“ hielt die Stellerieger Bauern (Schofeld ausgenommen) wohl davon ab, sich aus dem oben genannten Grund an der Spendenaktion zu beteiligen. Insgesamt beliefen sich die Spenden auf 334 Taler. Das ist eine beachtliche Summe, zumal in dieser Zeit noch große Not herrschte.

Durch den Verkauf von neun Grundstücken (zum Teil Moorteile und Kuhlen) erzielte die Gemeinde eine Einnahme von 391 Talern 12 Groschen. Dazu kamen noch steuerliche Abgaben der 13 Teicher (Diekerorter Bauern) in Höhe von 39 Talern 12 Groschen, so dass als Einnahmen 765 Taler den Ausgaben in Höhe von 1122 Talern 4 Groschen 4 Pf. gegenüberstanden. Das Defizit in Höhe von 367 Talern 4 Groschen 4 Pfennigen verminderte sich noch um 11 Taler. Diese musste Vorsteher Schweppe zurückzahlen, denn er hatte sich 2% der Gesamtkosten für den Kapellenbau (22 Taler) für seine Rechnungsführung und sonstigen Bemühungen „zugute gerechnet“. Dies wurde bei der Rechnungsprüfung beanstandet mit der Begründung, der Vorsteher habe seine Wege bezahlt bekommen, so dass ihm höchstens noch 1% (also 11 Taler) zugebilligt werden könnten. Somit beliefen sich die ungedeckten Kosten auf 346 Taler 4 Groschen 4 Pfennige.

Findling vor der KlusDie Bauerschaft hatte zur Finanzierung des Baues bereits im Jahre 1818 zwei Darlehen aufgenommen, und zwar hatte man sich von Buhrmann (Nr. 60) 300 Taler und von Weeber (Nr. 16) 100 Taler geliehen. Durch Zuschläge auf die Grundsteuer konnten die Darlehen ca. eineinhalb Jahre später zurückgezahlt werden. Sowohl diese Zuschläge (sogenannte Kontributionen) als auch die für die Darlehen zu zahlenden Zinsen (30 Taler 18 Groschen für eineinhalb Jahre, das entspricht einem Zinssatz in Höhe von ca. 5 %) riefen nochmals den Widerspruch der acht Stellerieger Bauern hervor. In der am 15. Januar 1820 durchgeführten Bauerschaftsversammlung erklarte der Colon Steinmann ab Wortführer der Gegner des Kapellenbaues, zu diesen Zinsen,

„dessen Kapital doch eigentlich zur Deckung der Kapellen-Ausgaben diente, auf keinen Fall in der Güte seinen Beitrag herzugeben“.

Daraufhin äußerten andere Anwesende die Absicht, in diesem Falle bestimmte Kommunalabgaben nicht mehr leisten zu wollen.

Vorsteher Schweppe bat nun den Landrat als vorgesetzte Behörde, zu entscheiden, ob sich einzelne Gemeindemitglieder von solchen Beiträgen ausschließen könnten. Im Schreiben des Vorstehers an den Landrat heißt es, falls „die Widerspenstigen“ mit ihrem Ansinnen recht bekämen,

„so wird es nie einem gelingen, die Bauerschaft zur Einigkeit zu führen“.

Der Landrat entschied, dass die Weigerung unbegründet sei und auch die Aufschlagsgelder zur Grundsteuer von allen ebenso entrichtet werden mussten wie die übrigen festgesetzten Kommunalabgaben. Durch diese Entscheidung des Landrates wurde dem unseligen Streit ein Ende gesetzt. Zu guter Letzt waren auch sicherlich die Gegner des Kapellenstandortes froh, dass Frotheim nun endlich die lang ersehnte eigene Kapelle hatte.

Zum Schluss sei noch erwähnt, dass vom Jahre 1822 an „dem Glokkenküster Steinmann“ jährlich 1 Taler 12 Groschen gezahlt wurde für „Balgentreten und Renovation der Kapelle“. Für diesen bescheidenen Lohn läutete er dreimal täglich und zu besonderen Anlässen die Glocke, trat bei gottesdienstlichen Feiern den Blasebalg der Klusorgel und sorgte dafür, dass die Frotheimer Klus stets einen sauberen und würdigen Eindruck vermittelte, wie es einem Gotteshaus gebührt.

H.-G Berner

Eine der letzten Seiten das Notationsbuches der Bauerschaft Frotheim ist noch einmal der Klus gewidmet. Die Eintragung lautet:

„Zum ehrwürdigen Andenken

Mit dem Wunsch so vieler seufzenden Väter und Vorväter hatte man endlich durch gute vorgesetzte Redensführer das Glück, eine sowohl für die Jugend als dem menschlichen Alter, nun, im religiösen Sinn, erbaute Capelle errichtet zu sehen.

Im Jahre 1818, und zwar am Sonntage als dem 9. August, wurde dieselbe, nachdem sie gezierdet, von Innen und Außen geschmücket war, unter vielen Pomp und Feier, feierlich eingeweihet, und in der Betrachtung zu dem Privat Vortragen des Sonntäglichen Nachmittags Gottesdienstes, segnend eingeführt. Bei diesem Jubel der feierlichen Einweihe wurden die paßlichen Lieder, als 643 unterwegs, zum Anfangen in der Capelle 638, unter der Predigt 639, und zum Beschluß das Lied 615, aus den alten Nummern gesungen. Im Siebzehnten Jahrhunderte Neun und Neunzig (gemeint ist sicherlich 1799) wurde ebenfalls mit diesem Bau angefangen und mit 17 Reichstalern Arbeitslohn verausgabt begonnen, aber leider durch zerrüttete Sinnen im Widerspruch des hinsichtlich gegenstehenden Platz der Capelle, vereitelt. Gott segne alle guten Absichten und besonders die Absichten derer, die für die Religion gestimmt und unser Bethaus den Grund gelegt haben.

Frotheim, am 9. August 1818

Stifter und Anführer dieser Capelle: Hildebrand, Schweppe als Vorsteher, Schofeld, Hellemann als Geber des Capellen Platzes, Sander, Schullehrer Detering“

Die Orgel in der Frotheimer Klus

Wenn man über die Orgel in der Frotheimer Klus berichtet, muss man meiner Meinung nach zwei Abschnitte genau auseinanderhalten:

  • Die Jahre vor 1935
  • Die Jahre nach 1935

Der erste Abschnitt in der Geschichte der Klusorgel

Für den ersten Abschnitt haben wir den Bericht des Lehrers Detering in der Frotheimer Schulchronik.

Detering schreibt: …..

„was nunmehr noch erforderlich war, den Gemeindegesang zu verbessern….,., suchte ich durch meine Bemühungen der Kapelle dadurch zu verschaffen, da ich den Frotheimern eine vom Gut Hüffe für 80 Rtlr gekaufte Orgel für 70 Rtlr zur Aufstellung überließ „.

Als ich 1949 als Pfarrer nach hier kam, war mir die Schulchronik nicht zugänglich Es gab aber noch viele Alte, die etwas von dieser Orgel wussten. Sie erzählten mir zum einen, dass Lehrer Detering die Orgel von Hüffe gekauft habe und zum andern, dass auf dieser Orgel in Hüffe nicht geistliche, sondern weltliche Musik gespielt worden sei. Unsere Orgel spielte bei großen Festen, Galadinners und Tanzveranstaltungen. Dazu ist sehr bemerkenswert, was von der Horst in „Die Rittersitze der Grafschaft Ravensberg und des Fürstentums Mindens“ (I. S. 4) schreibt. 1773 kaufte der Oberst Jungkenn das Gut.

„Der …… Oberst ….. stand in hessischen Diensten und war mit dem Landgrafen von Hessen-Kessel sehr befreundet. Letzterer war auch einmal wochenlang mit seinem ganzen Hofstaat in Hüffe zu Besuch. Das Gut soll nie lustigere Tage gesehen haben als die, an welchen der Landgraf in den Mauern von Hüffe weilte und Opernsängerinnen etc. aus Kessel mitgebracht waren.“

Die Erinnerung an diese lustigen Tage hat sich noch lange gehalten, denn vielleicht ist die Orgel um diese Zeit angeschafft worden (etwa 1775-1780). Die Verwendung einer Orgel für weltliche Musik hat es in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts häufig gegeben. Als die Orgel von Hüffe dann 1818 nach Frotheim kam, wurde aus der strahlenden Prinzessin eine dienstbare Magd. Sie diente dazu, den Gemeindegesang bei den Gottesdiensten in der Klus am Sonntagnachmittag zu begleiten. Nach 1842 kam dann noch die Begleitung des Gemeindegesangs der Trauergottesdienste hinzu.

Wie mag es unserer „Prinzessin“ wohl in allen Jahren bei ihren vielen Diensten ergangen sein? Wer hat unsere schöne Orgel gepflegt oder repariert? Niemand hat mir je etwas davon erzählt. So wurde sie immer klappriger, bis sie endlich ihren Geist aufgab (m.E. um die Jahrhundertwende). Man dachte aber gar nicht daran, sie zu reparieren, sondern schaffte als Ersatz ein Harmonium an (ganz im Sinne des damaligen musikalischen Geschmacks). Erwähnt sei noch, dass Organisten in der Klus immer die Frotheimer Lehrer gewesen sind. Der letzte dieser Organisten war Lehrer Schwier von Diekerort noch 1935.

Der zweite Abschnitt in der Geschichte der Klusorgel

1928 erfolgte in unserer Kirchengemeinde ein Wechsel im Pfarramt. Im Frühjahr dieses Jahres ging Pfr. Winckler nach 44-jähriger Amtszeit in den Ruhestand, im Herbst desselben Jahres kam Pfarrer Reinecke nach hier. Ihm verdanken wir für die Klus sehr viel. So wurde sie Anfang der 30er Jahre durch den Kirchenmaler Bußmann aus Levern gründlich renoviert; 1935 konnte Pfr. Reinecke die Vertretungen der Kirchengemeinde davon überzeugen, dass nun auch die Orgel restauriert werden müsste. Am 29.5.1935 brachte er folgenden Beschluss zustande:

„Da die alte mechanische Orgel in der Kapelle zu Frotheim gemäß Kostenanschlag Steinmann – Wehrendorf für 600 Mark in Stand gesetzt wird und die politische Gemeinde Frotheim das Harmonium in der Kapelle nach Instandsetzung für 100 Mark der Kirchengemeinde für Aufstellung im kirchlichen Gemeindehaus schenkt, bewilligt die Gesamtvertretung den Betrag für die Orgelreparatur.“

Damit war unsere alte Orgel in der Klus gerettet!

Der Orgelbauer Steinmann ging auch sofort an die Arbeit. Schon Anfang Juli war die Orgel fertig gestellt. Vor der Einweihung der Orgel erschien am 5. Juli 1935 ein Bericht im Lübbecker Kreisblatt, der hier auszugsweise wiedergegeben wird:

„Erneuerung der Klus-Orgel

Isenstedt-Frotheim, 5. Juli. Die alte, wertvolle Orgel in der der Dorfgemeinde Frotheim gehörenden Klus…..ist auf Anregung des Evangelischen Pfarramtes einer gründlichen Durchsicht, Reparatur bzw. Erneuerung unterzogen worden. Der erste Anlass dazu war die Äußerung des Kirchmeisters gelegentlich einer Abendmahlsfeier in der Klus, daß die bis dahin seit langen Jahren nicht mehr benutzte Orgel früher einen lieblichen und schönen Klang gehabt habe, was ebenso ein älterer Einwohner bestätigte. Dieser Äußerung nachgehend regte das Pfarramt an, die Orgel von einem Fachmann in der Orgelbaukunst nachsehen und feststellen zu lassen, ob sich eine Wiederherstellung lohnen werde. Diese Aufgabe wurde dem Orgelbaumeister unseres Minden-Ravensberger Landes, Herrn G. Steinmann, Vlotho-Wehrendorf, übertragen. Dieser stellte auf Grund genauer Untersuchung fest, da die kleine Klus-Orgel mit angehängtem Pedal ein altes Werk mit mechanischer Schleiflade und daher ein Positiv ist, dessen System früher in jeder Beziehung erstklassig gewesen sein muss. Das Pfeifenwerk sowie das Innere der Orgel war stark verschmutzt, die Pfeifen selbst zum Teil ganz verbeult und unbrauchbar. Da die Mechanik sich noch gut verwenden ließ, kam eine gründliche Reparatur der Einzelteile wie: Traktur, Windladen und Pfeifenwerk in Frage, ebenso eine völlige Erneuerung des Gebläses und Anbringung zweier Schöpfbälge mit ein- und auswärts gehenden Falten, wähhrend der alte Kastenbalg nur einen Schöpfer gehabt hatte…… Die Klusorgel ist nunmehr wieder hergestellt, Da das vom Holzwurm zerfressene Gehäuse bei den Wiederherstellungsarbeiten……völlig auseinanderfiel, ist ein neues, würdiges Gehäuse (Eiche) hergerichtet wurden, dessen Ausführung und Behandlung einen guten Eindruck macht. Der Gesamtklang ist wieder ausgezeichnet durch Wärme und zarten Schmelz und dürfte für die Begleitung des Gemeindegesangs sowie Darbietung einfacher guter Orgelkompositionen recht geeignet sein. Die Bässe tragen das gesamte Spiel mit ihrem satten und vollen Ton. In Piano und vollem Werk ist die Orgel durchaus ansprechend. Nach dem Gutachten des Orgelbaumeisters ist die Klusorgel nun wieder ‚ein Denkmal alter Orgelbaukunst und zugleich ein Muster für den Orgelbau unserer gegenwärtigen Zeit.‘ – Die Einweihung und erste Benutzung der neu hergestellten Klusorgel findet in einem Weihegottesdienst am kommenden Sonntag, 7. Juli, abends 18 1/2 Uhr statt. Die Orgel wird gespielt von dem Klusorganisten, Lehrer Schwier, Diekerort, während der Ortspfarrer die Einweihung vornimmt. Pflege und Instandhaltung der Kapellenorgel ist dem Kapellenwart Finke anvertraut. Die Weihefeier steht unter dem Motto: „Singet und spielet dem Herrn und dichtet von seinen Wundem!“

Nach der Einweihung schrieb das Lübbecker Kreisblatt unter der Überschrift „Weihe der Klusorgel“ in der Ausgabe vom 8. Juli u.a.

„Im Abendmahlgottesdienst wurde die…..neu hergestellte Klusorgel feierlich geweiht und von der Gemeinde in Gebrauch genommen. Da der Organist der Kapelle, Lehrer Schwier, Diekerort, durch Erkrankung verhindert war, spielte der Hilfsorganist der Kirchengemeinde Isenstedt-Frotheim, Wilh. Koch, Isenstedt-Renkhausen, die Orgel…… Zum ersten Mal im Gottesdienst nach langen Jahren erklang nun die kleine alte Orgel im Vorspiel und Begleitung des Gemeindegesanges…… Die Orgel, einst lieblich klingend, bestimmt, den Gottesdienst zu verschönern und das verkündigte Wort Christi zu untermalen, den Gemeindegesang zu begleiten und auch im Orgelsolo die Gemeinde zu erbauen und zu erfreuen, hatte infolge schwerer Beschädigung wie lange schon still und stumm dagestanden, bis man im Frühjahr ds. Js. beschloß, sie überholen und neu herstellen zu lassen. Dies ist nun geschehen. Gott segne alle, die ihren charakteristischen, oft lieblichen, oft herben Klang vernehmen, alle, die auf ihr den Gemeindegesang begleiten oder im Orgelsolo spielen und endlich die, die zu ihrem Klang der Gemeinde von amtswegen das Wort Christi zu sagen haben. Möge die erneuerte Orgel lange bleiben, gespielt und gehört werden können zu Gottes Ehre und zur Erbauung der Gemeinde, denn – Gott loben, das ist ihr Amt!“

Soweit die Berichte des Lübbecker Kreisblattes. Sie geben eine Reihe wichtiger Hinweise:

  • 1935 ist die Erinnerung an die alte Orgel nicht verblasst, man weiß noch: sie war einst „lieblich klingend“. Wenn es heißt. „zum ersten Mal nach langen Jahren erklang nun die kleine alte Orgel“, so weiß man eben, wie lange sie nicht mehr spielbar war.
  • Die eingeweihte Orgel wurde „repariert“, „erneuert“, „neu hergestellt“, „instandgesetzt“! Der Zeitungsartikel vom 5. Juli gibt genaue Auskunft darüber, welche Teile der Orgel erneuert werden mussten und welche repariert werden konnten. Auf jeden Fall hat der Orgelbaumeister Steinmann unter Verwendung der brauchbaren Teile ein Orgelwerk hergestellt, das durchaus in der Lage war, den Gemeindegesang zu begleiten.
  • Endlich geben die Zeitungsberichte Auskunft über die Organisten der Klusorgel. 1936 war es noch Lehrer Schwier. Damals ist das Amt auf Herrn Wilhelm Koch übergegangen. Im Zeitungsbericht wird er noch als Hilfsorganist bezeichnet. Kurze Zeit später legte er dann seine Organistenprüfung ab und wurde von der Kirchengemeinde als Organist für die Kirche und für die Klus angestellt. Dies Amt hat er bis 1975 ausgeübt.

Wie ist es nun mit der Orgel in der Klus weitergegangen? Sie hat bis zum Ende der Klusgottesdienste ihren Dienst getan: gespielt von dem Organisten der Kirchengemeinde, Wilhelm Koch. Viele Gottesdienste in der Klus habe ich in der Zeit von meinem Dienstantritt im Jahre 1949 an mit Herrn Koch zusammen gestalten können. Sie sind mir noch in guter Erinnerung.

Als dann die neue Friedhofskapelle fertig war, hat die Kirchengemeinde auf Wunsch der Frotheimer die Gottesdienste dorthin verlegt. Bis dahin war die Orgel in einem guten spielbaren Zustand, denn Herr Koch hat die Orgel nicht nur gespielt, sondern auch gepflegt. Somit hat die Orgel nach der Renovierung 1935 noch bis zum Auszug aus der Klus 1970 ihren Dienst getan. Daran können sich noch viele Frotheimer gut erinnern.

Friedrich Heufer


Nachträgliche Ergänzung

Die Klus-Orgel wurde 1997/98 noch einmal von der Firma Speith-Orgelbau Rietberg grundlegend restauriert.

Bei der Zerlegung der Windanlage fand sich im Innern der Balkenanlage folgende Inschrift:“Georg Quellhorst, Osnabrück, 1991 im Monath Juny“. Auf dem Wellenbrett der Spieltraktur befand sich eine weitere Inschrift: „1791 G. Quellhorst“. Georg Quellhorst wurde am 20.2.1770 in Lavelsloh geboren. 1788 arbeitete er als Geselle Eberhard Berners. danach arbeitete er zusammen mit Heinrich Gottfired Mügge in der Werkstatt Courtains in Burgsteinfurt (Jakob Courtain baute u.a. 1784/90 die Orgel für den Dom zu Osnabrück). Seit 1800 war Quellhorst selbständig. Seine erste Arbeit war die Aufstellung der alten Diepholzer Orgel in Brockum. Ob die Orgel in der Klus gänzlich von Georg Quellhorst gefertigt wurde, bleibt fraglich. Die Orgel könnte auch aus der Werkstatt des Orgelbauers Berner stammen. Aufgrund der beiden Inschriften kann man aber mit Sicherheit das Jahr 1791 als Erbauungsjahr der Orgel annehmen (der Autor des Beitrags vermutete die Zeit 1775-1780).

Geschichte des Frotheimer Friedhofes

Es war Sitte und Brauch, dass nach der Christianisierung die Toten in der Nähe der Kirche auf dem „Kirchhof‘ beerdigt wurden. Frotheim gehörte zum Kirchspiel Gehlenbeck. Etwa um 1100 wurde die Gehlenbecker Kirche gebaut. Es ist anzunehmen, dass seit dieser Zeit auch die Toten aus Frotheim in Gehlenbeck beerdigt wurden. In der Gemeinde selbst gibt es keinen Hinweis auf einen Bestattungsplatz, während Fundorte aus vorchristlicher Zeit reichlich vorhanden sind.

Der Weg zum Gehlenbecker Friedhof war weit und beschwerlich. Es gab keine festen Straßen. Die Wege mussten zu Fuß zurückgelegt werden. Die Überführung der Toten zum Friedhof war bei den grundlosen Wegeverhältnissen oft ein Abenteuer. Es war daher nur zu verständlich, dass die Frotheimer einen eigenen Begräbnisplatz in ihrer Gemeinde haben wollten. Sie wollten ihre Verstorbenen in ihrer Nähe wissen, um die Gräber besuchen und pflegen zu können.

Schon Anfang des 19. Jahrhunderts wurden die ersten Bemühungen unternommen, einen Friedhof anzulegen. Zunächst musste jedoch, so verlangte es die Behörde, ein Raum geschaffen werden, in dem nach der Beerdigung die Trauerfeier abgehalten werden konnte. Diese Bedingung wurde 1838 mit dem Bau der Klus erfüllt und damit die Voraussetzung für die Anlage eines Leichenhofes geschaffen.

Unerklärlicherweise wurden jedoch erst 1838 die Verhandlungen für den Grunderwerb und für die Anlage eines Leichenhofes wieder aufgenommen. Die „Akta-Speziales zur Anlegung eines Leichenhofes in Frotheim“ von 1838 berichtet ausführlich über die schwierigen Verhandlungen, die mit den Behörden geführt werden mussten.

Der Leichenhof sollte östlich und nördlich der Kapelle angelegt werden. Die Grundstücke gehörten dem Kolon Heinrich Keller Nr 25 und Kolon Gottlieb Hellmann Nr.20 in Frotheim. Nach langjährigen Verhandlungen wurden vom Kolon Keller 1 Morgen 59 Ruten und vom Kolon Hellmann 31 Ruten und 20 Fuß Ackerland erworben, und zwar zu einem Gesamtpreis von 279 Talern.

Die Verhandlungen wurden vom Kolon Riechmann und vom Kolon Schwein seitens der Gemeinde Frotheim geführt. In der Urkunde darüber heißt es:

„Den Kolonen Riechmann und Schwein zu Frotheim ist die anliegende Berechtigung zur Abschließung eines gerichtlichen Vertrages über das von Keller und Hellmann zu Frotheim zum neuen Leichenhof angekaufte Grundstück mit der Aufgabe zu gefertigen, vor Abschluß des Vertrages weitere Informationen mündlich in Empfang zu nehmen.“

Da die Grundstücke noch zehntpflichtig waren, musste auch noch die Ablösungssumme an den Grundherrn gezahlt werden. Darüber, wer die Ablösungssumme zahlen sollte, entbrannte ein heftiger Streit, so dass alles zunächst wieder in Frage gestellt schien. In einem Brief an die Gemeinde Frotheim seitens des Kreises vom 23. Januar 1842 heißt es:

„Unter Überweisung der Anlagen bitte ich ganz gehorsamst die steuerlichen Angaben von dem Grundstück, welches der Kolon Keller zur Anlegung eines Leichenhofes verkaufen will sowie auch die ganze Ablösungssumme recht bald berechnen zu lassen, damit versucht werden kann, ob die Gemeinde die Ablösungssumme übernehmen will, da der Kolon Keller den Verkauf sonst wohl nicht bewilligen wird und es sehr zu bedauern wäre, wenn die nützliche und hübsche Anlage nicht zustande käme.“

Schließlich erklärte sich die Gemeinde Frotheim bereit, die Ablösungssumme von 26 Talern, 1 Silbergroschen und 6 Pfennigen zu bezahlen. Damit waren nun die letzten Hindernisse aus dem Weg geräumt, so dass mit der Herrichtung des Leichenplatzes begonnen werden konnte.

Für Grunderwerb, Herrichtung des Landes, Ablösung des Zehnten und Beschaffung der nötigen Geräte mussten 482 Taler, 13 Silbergroschen und 5 Pfennige seitens der Gemeinde aufgebracht werden. Die Unkosten waren jedoch bald durch den Verkauf der Erbbegräbnisstätten mehr als gedeckt. 185 Begräbnisplätze zu je 6 Grabstellen wurden ausgewiesen.

In einer weiteren Urkunde heißt es:

„Zum Ankauf eines Erbbegräbnisplatzes auf dem neuen Leichenhof meldeten sich am 5. Dezember 1842 nachstehenden Familien: ……“

Es folgen dann 185 Namen, so dass alle ausgewiesenen Erbbegräbnisstätten verkauft waren. Da sich einige Familien mehrere Erbbegräbnisstätten sicherten, war die Kapazität des Friedhofes bald erschöpft, so dass 1871 schon die erste Erweiterung erfolgen musste. Es wurden Ländereien vom Kolon Buhrmann-Sander Nr. 14 erworben.

Eine neuerliche Erweiterung erfolgte im Jahre 1902 durch den Erwerb von Grundstücken von Kolon Bartmann Nr. 20, Buhrmann-Sander Nr. 14 und Rabenort Nr. 24 (genannt Quade). 1922 wurden weitere Ländereien erworben. Im Jahre 1968 erfolgte die letzte Erweiterung mit 54 Erbbegräbnisstellen zu je 4 Grabstätten und 16 Einzelgräbern.

Bis zum Jahre 1913 wurden die Särge auf einem Leiterwagen zum Friedhof gebracht. Nach der Beerdigung fand dann in der Klus der Trauergottesdienst statt. Im Jahre 1913 wurde seitens der Gemeinde ein Leiterwagen angeschafft und eine Leichenwagenhalle gebaut.

Da in den Siedlungshäusern keine Gelegenheit mehr war, die Toten aufzubahren, um sie von zu Hause aus zu beerdigen, wie es bis dahin üblich war, wurden 1966 Leichenkammem nördlich der Klus erbaut. Die Klus selbst diente von 1967 bis 1971 vorübergehend ab Begräbniskapelle. Da diese Lösung nicht befriedigte, wurde 1971 die heutige Friedhofskapelle mit den erforderlichen Nebenräumen und einem großen Parkplatz erstellt.

Nach der kommunalen Neuordnung im Jahre 1973 wurde der Friedhof von der Stadt übernommen. Verbunden damit war eine neue Regelung der Eigentumsverhältnisse der Begräbnisstellen. Die Erbbegräbnisstellen wurden aufgehoben und, wie allgemein üblich, eine 30jährige bzw. eine 40jährige Ruhezeit festgelegt Viele Frotheimer räumten damals ihre alten Grabstätten, und in wenigen Wochen war ein Großteil der alten Grabsteine verschwunden, leider gingen damit auch viele Zeugen aus vergangener Zeit verloren. Die Stadt hat den Friedhof neu eingegrünt, so da er heute einen gepflegten Eindruck macht.

Zur Geschichte des Frotheimer Friedhofes gehört auch die Gedenkstätte für die Gefallenen und Vermissten beider Weltkriege. Schon bald nach dem letzten Weltkrieg wurde im Jahre 1946 trotz großer Schwierigkeiten die erste Gedenkstätte für die Gefallenen des 2. Weltkrieges geschaffen. Östlich der Klus wurde ein Ehrenplatz hergerichtet. Fichtenholz wurde gekauft, und bald waren die Namen der Gefallenen von dem damals in Frotheim lebenden Künstler und Bildhauer Blanke eingeschnitzt. In vier Reihen zwischen sauberen Wegen kündeten bald 90 Holzkreuze von der Liebe und Treue einer dankbaren Gemeinde. Überragt wurden diese Holzkreuze von einem großen Holzkreuz mit den Inschriften:

„Niemand hat größere Liebe denn die, daß er sein Leben lässet für seine Freunde“ und

„Seid fröhlich in Hoffnung, geduldig in Trübsal, haltet an am Gebet“.

Eingeweiht wurde diese Gedächtnisstätte am Totensonntag 1946. Ende der 50er Jahre wurden in der Gemeinde Stimmen laut, ein gemeinsames Ehrenmal für die Gefallenen und Vermissten beider Weltkriege zu errichten, zumal das Ehrenmal an der Isenstedter Kirche abgerissen worden war und die Holzkreuze auf dem Friedhof morsch wurden. In einer in der Gemeinde durchgeführten Abstimmung entschied sich die Mehrzahl für den Standort an der Ostseite der Kapelle längs der Kösterstraße. Das neue Ehrenmal wurde am 28.August 1960 von Pastor Heufer feierlich eingeweiht. Die Namen der Gefallenen und Vermissten künden von dem großen Leid, das die beiden Weltkriege auch in unserer Gemeinde hinterlassen haben. Durch eine Kranzniederlegung am Ehrenmal gedenkt die Gemeinde alljährlich der Opfer beider Weltkriege.

Heinrich Brinkmann